MAI 1982: Ich finde beim Auszug mein liebstes Playmobil‐Figürchen wieder .
JULI 1985: Auf die Frage zum endgültigen Abschied meiner Kindergartenliebe, ob ich sie liebe, sage ich «Nein».
JULI 1990: Einzug in die erste Wohnung ohne Papa.
OKTOBER 1996: Mein Coming-Out vor meiner besten Freundin unter starkem Alkoholeinfluss.
MAI 2001: Ich erzähle einer Bewohnerin des Altenpflegeheims , in dem ich Zivildienst leiste, von meiner Homosexualität. Sie denkt lange nach und antwortet, dass sie in einer Zeit gross geworden ist, in der das als krank und pervers galt. Sie sagt weiter, dass sie aber anders über mich denkt, und dass sie bereit ist, zu lernen.
MÄRZ 2004: Ein unvermittelter Flashback erinnert mich an ein Ereignis, das ich schon längst verdrängt habe.
MÄRZ 2004: Ich erzähle meinem Vater davon, er weint für mich.
JULI 2009: Ich gewinne einen wichtigen Preis und muss von einem Freund auf die Bühne geschubst werden, weil meine Füsse sich nicht rühren.
OKTOBER 2009: Auf dem Weg nach Hause wird mir klar, was «Selbstmitleid» eigentlich bedeutet. Ich trete aus mir heraus und schaue mich an. Was ich sehe tut mir unendlich leid, und ich weine für mich. Ich empfinde Leid mit meinem Selbst.
AUGUST 2012: Mein Vater fragt mich, wie gut ich damit zurechtkomme, dass es ein wichtiger Teil meines Berufs ist, Menschen zu manipulieren.
30.10.2012