Alice 1975

Belp
Bern
Basel
Berlin
TV-Moderatorin
Schauspielerin
Performerin
Produktionsmanagerin
Künstlerin
Dramaturgin

MÄRZ 1982: Ich liege in meinem Bett. Es ist mitten in der Nacht. Ich sehe ganz deutlich über mir: Bernadette von Lourdes. Ganz in weiss. Ich schaue sie an. Ich will keine Erscheinung haben. Ich sage zu ihr, sie solle wieder gehen, denn ich sei nicht dazu bestimmt, Erscheinungen zu haben. Sie geht und kommt nie wieder.

FEBRUAR 1987: Der Schnee ist rot gefärbt, eine Fläche von der Form einer Niere. Der Helikopter bringt ihn weg. Später verwandelt sich die Achse des Fensters in ein Kreuz und ich bin sicher, dass das ein Zeichen ist, dass er gestorben ist.

DEZEMBER 1991: Wir trinken Tee aus Pilzen. Ich bin in einer Verfassung, wo ich meinen Körper als extrem biegbar wahrnehme. Es scheint, als könnte ich meine Arme um ein Balkongeländer schlingen. Danach beisse ich in ein Glas. Ich beisse präzise. Ich beisse einen Halbkreis heraus.

SEPTEMBER 1992: Es ist ein Wochenende im Lagerhaus. Ich schleiche nachts zu ihm ins Zimmer. Wir haben Sex. Dann gehe ich wieder. Es ist wie die Szene in dem Film mit Juliette Binoche und Jeremy Irons.

OKTOBER 1994: Wir, ein paar von der Klasse, fahren im VW-Bus in den Jura. Auf der Jurawiese finden wir sie, die Psylos, und je mehr man davon isst, desto mehr sieht man sie. Und wird high. Wir ziehen uns aus, tollen auf der Wiese herum, ignorieren die Fussgänger, dann die Polizei. Macht Spass, wie totale Hippies. Bis sie uns holen.

MÄRZ 1995: Ich reise zum ersten Mal alleine. Fahre für eine Woche nach Hamburg um Theater zu schauen und wohne bei irgendwelchen Schauspielstudenten. Ich muss mehrmals irgendwelche Typen aus dem Bett schmeissen, die sich einfach einschleichen. Mein Kiefer ist eine Woche lang so verkrampft, dass ich ihn kaum öffnen kann.

SEPTEMBER 1998: Ich bin mit meinem Freund an der Premierenfeier. Er weiss nicht, dass ich ihn betrogen habe. Ich tanze mit dem Neuen, eng. Ich bin so beflügelt, dass mir egal ist, wer was dazu denkt.

SEPTEMBER 2005: Kliptown, Soweto. Wir stehen in der Ruine eines ehemaligen Kinos. Gut zwanzig Mädchen zeigen uns, wie man tanzt. Sie lachen sich kaputt, weil wir so schwer von Begriff sind.

DEZEMBER 2007: Die Geburt meines ersten Kindes. Ich presse, ich schreie, ich gebe alles, er kommt heraus, er schreit. Er ist ein Lebewesen, das aus mir heraus kommt. Unfassbar.

APRIL 2012: Die Geburt meines zweiten Kindes. Es geht alles ganz schnell. Ich bin mit ihm verbunden, wir machen das zusammen. Ich bin so glücklich. Ich kann nicht glauben, dass er gesund ist.

20.12.2012