Gabriele 1969

Frankfurt am Main
Freetown (Sierra Leone)
Münster
Friedrichshafen
Bielefeld
Frankfurt am Main
Kaltbrunn
Konstanz
Serviceangestellte/-r
Kursleiterin Tanz und Bewegung
Tänzerin
Psychologin
Somatic Movement Coach
Psychotherapeutin

OKTOBER 1986: Hohensolms Ferienseminar der Spiel- und Theaterwerkstatt Frankfurt. Ich lande bei Fritz Rohrer im Kurs. Wir erschaffen die Welt. Gott sah, dass es gut war und ich weiss, dass ich in diese Welt gehöre.

MAI 1989: Public Transport Freetown-Conakry. Becken an Becken stehen wir im überfüllten Gefährt. Weltuntergangsunwetter und wir stecken im Schlamm fest. Wieso entsteht kein Aufruhr unter den Fahrgästen?

JUNI 1989: Sili Ranger Station, irgendwo in Sierra Leone. Der amerikanische Peace Corps Mitarbeiter ist abgereist. Ich bleibe und arbeite mit den Park Rangern. Thema des Abends: What matters more, men or money?

AUGUST 1992: Ich sitze am Bett meiner wimmernden und stöhnenden Mutter. Wochenlang ein endloses, quälendes Sterben. Wieso kennt das Schicksal keine Gnade?

JUNI 1995: Ich besuche Jürgen, meine erste grosse Liebe. Er ist inzwischen Vater von Jakob und Antonia, die gerade vier und zwei Jahre alt sind. Sein Körper ist von seiner fortgeschrittenen Krebserkrankung entstellt. «Wie soll das mit mir nur weiter gehen?» Wir lassen die Antwort unausgesprochen im Raum schweben.

AUGUST 1996: Unser Zelt steht irgendwo im Centovalli. Ich geh pinkeln. Die Nacht ist schwarz. Ich finde das Zelt nicht wieder.

JANUAR 2000: Ich bin in Amsterdam in der Ausbildung zum Somatic Movement Coach. Heute meinen Magen tanzen lassen. Die Wunder der Körpererforschung nehmen kein Ende.

MÄRZ 2005: Erster Tag der Hausgeburtsrufbereitschaft. Die Hebammen kommen. Wenn sie mir jetzt sagen, es geht noch nicht um Geburt, überlebe ich keine. Drei Stunden später liegt ein nacktes Bündel Mensch auf meinem Bauch, sucht überlebensinstinktiv meine Brust und findet sie.

MAI 2007: Endlich dann doch. Die Fruchtblase platzt. Die zweite Hebamme schafft noch Platz am Muttermund. Ich presse mit letzter Kraft und heraus kommt zu meiner grossen Überraschung meine Tochter.

DEZEMBER 2014: Gestern haben wir unsere Beziehung nach genau zwölf Jahren beendet. Heute feiere ich mit guten Freunden und den Kindern Weihnachten in einer Hütte in den Bergen. So ist das Leben: dicht, verletzlich, existentiell berührend.

05.05.2015