JULI 1997: Ich darf als Einzige das Spitalzimmer betreten. Ich bin richtig stolz, und als ich meine Schwester das erste Mal in meinen Armen halte, weiss ich, dass ich sie für immer beschützen und lieben werde.

APRIL 2002: Ich stehe auf dem Pausenplatz. Sarah sagt mir vor allen anderen ins Gesicht, dass ich mit meinen Rollschuhen an den Füssen doof aussehe. Ich schäme mich und fühle mich gedemütigt.

AUGUST 2006: Ich stehe beim Veloparkplatz und rufe Rafael an. Mein Bauch zieht sich zusammen, als ich seine Stimme höre. Ich merke, dass ich etwas für ihn empfinde, das mir niemand wegnehmen kann.

MÄRZ 2009: Ich schmeisse den Hörer auf den Boden und beginne zu schreien. Angelina schreit zurück. Mich auf Spanisch auszudrücken fällt mir nicht leicht. Ich wünsche mir meine Mama herbei und möchte, dass sie mir sagt, dass ich genug stark bin um dagegen zu halten.

AUGUST 2010: Ich betrete die Ankunftshalle am Flughafen in Barcelona und erblicke Jan. Er hält ein Schild mit meinem Namen in der Hand und winkt mir zu. Ich bin überglücklich.

MÄRZ 2011: Mein Vater kommt nach Hause und zeigt uns das Bild mit den Punkten in seinem Gehirn. Wir stehen im Wohnzimmer, die ganze Familie. Ich habe Angst, dass er stirbt.

JANUAR 2012: Erst gerade haben wir eingeheizt. Draussen ist es kalt. Wir probieren die im Internet bestellten Kleider aus. Ich wohne mit meinen besten Freundinnen zusammen und möchte nie mehr hier ausziehen.

APRIL 2012: Wir sitzen am See. Er hat Weisswein und Chips mitgebracht. Wir reden über Gott und die Welt. Ich fühle mich seit langem wieder geschätzt und wertvoll.

MAI 2012: Mein Sitzplatz im Flugzeug ist zu klein für meine Gefühle. Ich verfluche mich selbst und frage mich, warum ich mich auf diese Reise eingelassen habe. Und gleichzeitig ist da eine Vorfreude auf das Abenteuer, welches mich in Mittelamerika wohl oder übel erwartet.

JANUAR 2013: Ich sitze im Zug, mein Telefon klingelt. Ich erfahre, dass ich den Praktikumsplatz bekommen habe. Ich bin mir nun sicher, dass ich das Richtige studiere.