MAI 1968: An meinem zwölften Geburtstag lege ich meine Lebensziele fest: Nie aufgeben, nicht verbittert werden, fair und ehrlich sein, Familie gründen, jeden Tag etwas Kleines zum Glücklichsein finden, beim Sterben zufrieden mit dem gelebten Leben sein.

MAI 1975: Beim Abitur finde ich die Feierlichkeiten und Reden unnötig, albern und nervig. Ich bin froh, endlich die Theorie hinter mir zu haben und in einem Vorpraktikum zur Medizinisch-Technischen Assistentin praktisch tätig werden zu können.

OKTOBER 1977: Ich erfülle mir den Traum junger Mädchen und heirate einen Musiker – meinen Schwarm und Jugendfreund.

JUNI 1978: Ich bin jetzt staatlich anerkannte medizinisch-technische Assistentin und arbeite, während mein Mann studiert.

MÄRZ 1982: Geburt meiner Tochter. Sie ist sehr winzig und ich bin glücklich.

AUGUST 1991: Ich bin sehr erleichtert über die Kirchliche Nichtigkeitserklärung meiner jahrelangen Ehe mit einem Mann, der zum Alkoholiker wurde.

APRIL 1993: Ich schaffe die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin. Es war schwer als Alleinerziehende mit schulpflichtiger Tochter: Im alten Beruf gab es keine Stelle ohne Nachtdienst, ich fand niemanden, der meine Tochter in dieser Zeit versorgt hätte.

JULI 1996: Mein Sohn wird durch einen Not-Kaiserschnitt geboren. In einem Nahtoderlebnis fühle ich mich von guten Mächten wunderbar geborgen – im Jenseits und hier in der Welt.

SEPTEMBER 2005: Meine dritte Hochzeit: Es ist endlich der Richtige, der liebste Mann der Welt. Wir sind sehr glücklich zusammen.

OKTOBER 2010: Tod meines Mannes. Ich habe ihn noch lange nicht verkraftet, aber ich halte mich weiter an meine Lebensziele, die mir helfen, mich ganz langsam an das Leben allein zu gewöhnen und es trotz der grossen Trauer als sinnvoll zu empfinden.