FEBRUAR 1987: Schnee. Überall Schnee. Ich sitze auf einem Schlitten und mein Grossvater sitzt hinter mir.
MÄRZ 1993: Alles verändert sich und mein Körper spielt verrückt. Meine SchulkameradInnen mögen mich nicht sonderlich und ich habe seltsame Angewohnheiten.
NOVEMBER 1998: Ungeschickt: Ich schneide mich tief in den Mittelfinger meiner linken Hand. Der Lehrmeister tobt und der Arzt meint, ich blute wie eine frisch gestochene Sau. Ich schäme mich.
FEBRUAR 1999: Ich verliebe mich unglücklich und ein guter Freund nimmt sich das Leben. Er geht ins Wasser und erfriert.
JULI 2003: Sommerstelle in Südfrankreich: Fremde Männer küssend und Pastis trinkend ziehe ich um die Häuser. Ich habe schreckliche Sehnsucht und denke, dass man Mut braucht, um diese Sehnsucht zu retten.
NOVEMBER 2003: Kurz vor meinem ersten Ausstellungsprojekt verliebe ich mich und kenne kein Mass. Er auch nicht.
FEBRUAR 2006: Studium in Estland. Ich wohne unter extremen Umständen und friere ständig. Ich bin allein und lese mehr als jemals zuvor. Ich trinke auch mehr als jemals zuvor.
NOVEMBER 2009: Ich verlasse eine grosse Liebe und habe keinen Schimmer, wie lange die Trauer meinen Hunger auf das Leben begleiten wird. Ich bin sehr weit weg von zu Hause.
SEPTEMBER 2010: Meine Mutter und ich wechseln uns am Bett meiner Grossmutter ab und begleiten sie in den Tod.
NOVEMBER 2012: Ich werde dreissig Jahre alt und lade meine Familie und meine FreundInnen ein. Wir feiern lange und ich schätze mich glücklich. Das Leben macht mich noch immer trunken.
26.01.2013