Käthe 1983

Kleinschelken
Rastatt
Deggendorf
Ostelsheim
Maichingen
Tübingen
Aix-en-Provence
Tübingen
Stuttgart
Freie Journalistin
Nachhilfelehrerin
Putzhilfe
Wissenschaftliche Hilfsassistentin
Sprechstundenhilfe
Volontärin Museum
Kulturwissenschaftlerin

SEPTEMBER 1990: Wir warten am Prager Bahnhof auf die Weiterfahrt nach Deutschland, wo keiner von uns je zuvor gewesen ist. Ich kann nicht schlafen, weil es zu laut und zu hell ist.

MÄRZ 1999: Ich löse den Vertrag für die berufliche Ausbildung auf und beschliesse das Abitur zu machen. Meine Schwester redet daraufhin eine Woche lang nicht mit mir – sie hält es für die falsche Entscheidung.

JULI 2001: Auf einer Brücke in Budapest ziehe ich mit aller Kraft eine Frau von der Brüstung herunter. Im ersten Moment bin ich mir noch unsicher, ob das gut gewesen ist. Wir sitzen noch stundenlang zusammen im Park.

JANUAR 2003: Mein Vater stirbt im Katharinenhospital in Stuttgart. Ich habe das Gefühl, die vergangenen acht Monate lägen wie ein riesiger Berg hinter mir.

NOVEMBER 2005: Daniel fragt mich am Telefon: «Wie hast du's denn mit der Religion?» Ich möchte nicht aufhören mit ihm zu reden.

FEBRUAR 2008: Christine und ich fallen uns auf dem Marktplatz in Aix-en-Provence weinend in die Arme. Wir haben monatelang nicht miteinander gesprochen.

SEPTEMBER 2009: Meine Mutter und ich sind fünf Stunden lang im Istanbul Modern, im Museum für moderne Kunst. Sie taucht voll und ganz in meine Welt ein und ist begeistert – und ich erst!

OKTOBER 2011: Meine Prüferin fragt mich, ob ich denn überhaupt nicht nervös gewesen sei und ob ich nicht bei ihr promovieren möchte. Neun Jahre Studium liegen endlich hinter mir.

DEZEMBER 2012: Ich fühle Renates Baby, wie es gegen ihren Bauch schlägt und wünsche mir, in ihrer beider Nähe bleiben zu können.

APRIL 2013: Chris, Chris, Chris! Und ich höre immer wieder meine Mutter sagen: «Du weisst es dann einfach.»

31.03.2014