APRIL 1990: In der letzen Nacht der Tanztheater-Kurswoche in Rasa sitze ich mit Maria am Feuer und schlage ihr vor, eine Gruppe zu gründen.

NOVEMBER 1992: Anita, eine der talentiertesten unserer Theatergruppe, stürzt sich mitten in der Nacht mit ihrer Bibel in der Manteltasche von der Kirchenfeldbrücke.

JULI 1996: Die Post in Ouchy ist bereits geschlossen – ich springe mit meinem Brief für Sarah auf die Metro und renne zur Hauptpost in Lausanne. Als mir die Dame am Schalter versichert, dass er morgen ankommen wird, bin ich vollkommen glücklich.

JULI 2000: Während der Sommerakademie «Moskauer Zeit» in Braunschweig und Hannover blühe ich wieder auf und denke, dass ich es doch nochmals mit dem Theater versuchen sollte.

MAI 2003: Während meines Abenddienstes im Theater Neumarkt sitze ich im Dramaturgie-Büro, schaue auf eine Web-Cam von St. Petersburg und telefoniere mit Sasha. Sie erzählt mir, dass sie im Sommer ans Schwarze Meer fahren wird.

JUNI 2005: Ich gehe spätabends von der Metrostation Petrogradskaya zu unserer Wohnung, es ist immer noch hell. Ich weiss nicht, wie das Geld reichen soll, aber ich habe mich entschieden, ein zweites Jahr in Russland zu bleiben.

MAI 2007: Ich treffe David, den ich an der Beerdigung von Marie kennengelernt habe, zu einem Gespräch in Wien. Danach bin ich ganz beflügelt und sehe in einem Museumsshop eine Uhr, auf der «Jetzt» geschrieben steht. Ich kaufe sie und weiss, dass ich jetzt meine eigene Arbeit beginnen werde.

JANUAR 2012: Ich bin in Frankfurt auf den nächstbesten Zug gerannt und bete während der Fahrt nach Bern, dass ich rechtzeitig im Spital ankomme, um Vater nochmals lebend zu umarmen.

DEZEMBER 2014: Chrigus Gesicht ist schon sehr gezeichnet, aber sein Lächeln ist zauberhaft, als wir in seinem Spitalzimmer nochmals zusammen ein Bier trinken und er beim Zuprosten sagt: «Auf das Leben!»

APRIL 2015: Ich tanze wie ein Vogel.