1940

MÄRZ 1940: Mein Bruder und ich werden Schlüsselkinder: Meine Mutter muss arbeiten und erhält keine Unterstützung von ihrer Familie, weil sie meinen Vater, einen Flüchtling aus Kiew geheiratet hatte. Mein Grossvater ist Arzt und nimmt sich keine Zeit, uns zu betreuen. Wir Kinder begreifen nicht, wie ungeborgen wir leben. Hie und da kommt mein Vater plötzlich zu uns und geht plötzlich wieder weg. Ich habe bis heute keine Ahnung, wie er über die Grenze kam.

MAI 1940: Mein Vater ist als Soldat in Basel stationiert. Wegen der allgemeinen Befürchtung, dass die Deutschen bald einmarschieren, schickt er unserer Familie einen Abschiedsbrief, falls er nicht mehr heim kommt. Auf der Strasse vor unserem Haus stehen Basler Autos Schlange, die von der Grenze in die Berge flüchten.

JULI 1940: Mit dem Beginn der Bombenangriffe auf Deutschland ändert sich mein Schulalltag und wir Schüler werden zur Nachtwache eingesetzt. Um uns die langen Nächte zu verkürzen, benutzen wir den Konferenztisch des Lehrerzimmers zum Ping Pong spielen.