1939

FEBRUAR 1939: Mein Grossvater lädt meine Mutter, meinen Bruder und mich nach Bern in die «Ferien» ein, weil er weiss, dass die Grenzen bald geschlossen werden. Mein Vater bleibt als Journalist in Berlin. Wir verlieren alle unsere zurückgelassenen Sachen, als unser Haus dort durch Bomben zerstört wird.

JULI 1939: Zur Aufgabe meiner Familie gehört es, jeden Mittag um zwölf Uhr die Kirchenglocken zu läuten. An einem Sommertag läutet mein Bruder eine Stunde zu früh. Sofort müssen wir allen im Tal verkünden gehen, dass noch Frieden sei und keine allgemeine Mobilmachung.

AUGUST 1939: Aus wunderschönen Sommerferientagen an der Ostsee heraus wird mein Vater zum Wehrdienst einberufen – meine harmonische Kindheit nimmt ein jähes Ende.

AUGUST 1939: Wir sind von Prag nach Teplic-Schönau umgezogen, weil die Deutschen in böhmischen Randgebieten zusammengefasst werden sollen. Meine Grossmutter stürzt ins Bad, wo meine Mutter mich wäscht, und ruft: «Es gibt Krieg, wir müssen Mehl und Zucker kaufen!»